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Diskurse

Ein ewiges Kommen und Gehen

Von Osho

Osho: Im Zen kommen diese beiden Wörter vor: „fremder Staub“ – und genau damit möchten wir unsere Schulung beginnen. Zen sagt: „Ein Reisender verbringt die Nacht in einer Herberge oder speist dort. Und sofort danach packt er und setzt seine Reise fort, weil er keine Zeit hat, länger zu bleiben. Der Herbergswirt hingegen kann dableiben.

Daraus folgt, das derjenige, der nicht bleibt, der Gast ist, und derjenige, der da bleibt, der Wirt, der Gastgeber ist. Somit ist etwas fremd, wenn es nicht da bleibt …

Oder aber: Wenn an einem klaren Tag die Sonne aufgeht und ihr Licht durch einen Spalt ins Haus fällt, sieht man in dem Sonnenstrahl den schwirrenden Staub, während sich der leere Raum nicht bewegt. Daher ist, was reglos ist, Leere, und was sich bewegt, ist Staub. Der fremde Staub steht für verkehrtes Denken und die Leere steht für das eigentliche Selbst – also den ständigen Wirt, der dem Gast bei dessen Kommen und Gehen nicht folgt.

Dies ist eine wichtige Erkenntnis. Das Bewusstsein ist nicht der Inhalt. Du bist Bewusstsein: Die Gedanken kommen und gehen. Sie sind die Gäste – sie kommen und bleiben eine Weile, ruhen sich etwas aus, oder speisen, oder übernachten und dann sind sie weg. Du bist immer da. Du bist immer derselbe, du änderst dich nie, du bist ewig da. Du bist die Ewigkeit selbst.

Beobachte es. Mal bist du krank, mal bist du gesund, mal depressiv, mal heiter. Irgendwann warst du winzig klein, ein Kind, dann wurdest du jung, und dann wurdest du alt. Irgendwann warst du stark; bald kommt der Tag, da du schwach wirst. All diese Dinge kommen und gehen, aber dein Bewusstsein bleibt immer gleich. Darum kann man, wenn man nach innen schaut, sein Alter nicht ausrechnen – weil du alterslos bist – es gibt kein Altern, weil es keine Zeit gibt. Du bist genau derselbe wie damals als Kind oder als junger Mensch. Innen bist du genau derselbe.

Um zu wissen, wie alt du bist, musst du in den Kalender sehen, in dein Tagebuch, auf deine Geburtsurkunde – musst du dich an etwas Äußerem orientieren. In dir wirst du kein Alter oder Altern finden. In dir herrscht Zeitlosigkeit. Du bleibst derselbe – egal ob eine Wolke namens Depression da ist oder eine Wolke namens Heiterkeit, du bleibst derselbe.

Manchmal sind schwarze Wolken am Himmel – der Himmel ändert sich nicht ihretwegen, genauso wenig, wie er sich ändert, wenn weiße Wolken da sind. Wolken kommen und gehen und der Himmel bleibt da. Wolken kommen und gehen und der Himmel währt ewig.

Du bist der Himmel und deine Gedanken sind die Wolken. Wenn du deine Gedanken genau beobachtest, wenn sie dir nicht entgehen, wenn du sie direkt ansiehst, kommt dir als Erstes eine wichtige Erkenntnis – und zwar eine enorme Erkenntnis. Hiermit beginnt dein Buddhasein, hiermit beginnt dein Erwachen. Du hörst auf zu schlafen und bist nicht mehr mit den vorbeiziehenden Wolken identifiziert. Du weißt nun: Du lebst ewig.

Auf einmal fällt alle Angst von dir ab. Nichts kann dich verändern, nichts wird dich je verändern – wozu also Angst haben und verzweifeln? Wozu besorgt sein? Dir kann keine Sorge mehr etwas anhaben – diese Dinge gehen vorüber, sie sind nur winzige Wellen auf der Oberfläche, die nie dein Innerstes erreichen. Und genau dort bist du, das bist du. Das ist dein Wesen. Zenleute nennen es den Zustand des Gastgebers, des Wirtes.

Bisher hast du dich immer zu viel um die Gäste gekümmert – daher dein Elend. Sobald ein Gast kommt, nimmst du ihn zu wichtig. Und wenn dann der Gast die Koffer packt und abreist, dann heulst du und weinst und rennst rum und begleitest ihn, verabschiedest ihn zumindest und winkst ihm nach. Und dann kehrst du heulend zurück und bist untröstlich, dass dich ein Gast verlassen hat und fühlst dich so elend. Und schon kommt der nächste Gast, und wieder stellst du dich auf ihn ein und identifizierst dich wieder mit ihm – bis auch der wieder geht.

Gäste kommen und gehen, sie bleiben nicht! Sie können nicht bleiben, sie dürfen nicht bleiben, sie sind nicht dafür bestimmt zu bleiben.

Hast du je einen Gedanken beobachtet? Er bleibt nie, er kann nicht bleiben. Selbst wenn du ihn zurückhalten willst, kann er nicht bleiben. Versuch’s. Genau das versuchen manche: Sie wollen sich einen Gedanken merken. Sie wollen sich etwa den Ton Aum einprägen, ein paar Minuten lang erinnern sie sich und dann ist er weg, entschlüpft. Sie denken schon wieder an den Markt, an ihre Frau, an ihre Kinder … Plötzlich geht ihnen auf: Wo ist dies Aum? Wie weggeblasen.

Gäste sind Gäste – sie sind nicht gekommen, um dazubleiben. Sobald du erkennst, dass sich alles, was dir widerfährt, von dir entfernen wird, was geht es dich an? Beobachte: Lass sie dasein, lass sie die Koffer packen, sollen sie halt gehen. Du bleibst. Weißt du, was für ein Frieden aufsteigt, wenn du erkennst, dass du ewig währst? Diese Stille – ein sorgloser Zustand, ohne Verzweiflung. Alles Leid hört auf, sobald die Identifikation aufhört. Identifiziere dich nicht – das ist alles. Und wenn du jemanden beobachten kannst, der in solch ewiger Zeitlosigkeit lebt, wirst du spüren, was für eine Anmut, Kühle, Schönheit ihn umgibt. […]

Trenne dich einfach. Setz dich jeden Tag irgendwann einmal still hin und kappe alle Verbindungen. So wie, wenn du das Telefon abstellst, kappe alle Verbindungen. Denke nicht mehr, dass du ein Vater für deine Söhne bist – trenne dich davon. Du bist nicht mehr ein Vater für deinen Sohn, bist nicht mehr ein Sohn für deinen Vater. Trenne dich davon, Ehemann oder Ehefrau zu sein; du bist keine Ehefrau, kein Ehemann mehr, kein Boss und kein Diener mehr; nicht mehr schwarz, nicht mehr weiß; kein Inder, kein Chinese, kein Deutscher mehr; nicht mehr jung, nicht mehr alt. Trenne dich ab und löse weiterhin alle Verbindungen  …

Danach bist du … ganz in-dir-selbst. Jetzt frage dich: Was ist dieses „ganz in-dir-selbst“? Diese Frage wirst du nie beantworten können – sie ist nicht zu beantworten, da sie von allen bekannten Bezugspunkten abgetrennt ist. Auf diese Weise stolpert man ins Unerkennbare – das heißt es, in Meditation zu gehen. Sobald du darin ruhst, absolut darin ruhst, wird es zu Samadhi.

 

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