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Interviews

Frauen und Freiheit

Mit Udgita und Veeto

Als Osho 1989 die Women’s Liberation initiierte, sagte er, dass es keine Befreiung des Weiblichen ohne die Befreiung des Männlichen geben kann und umgekehrt. Dieser Prozess begegnet alten Verletzungen zwischen Frauen und Männern und zwischen Frauen und Frauen mit Verständnis und Mitgefühl. Es ist eine spannende und tief gehende Reise. Wir wollten mehr dazu von den beiden Dozentinnen wissen, die diesen Prozess leiten.

 

Als Frauen zeigen wir uns gern von unserer Schokoladenseite – attraktiv, interessant, liebenswert. Ihr arbeitet therapeutisch mit Frauen und seid Frauen. Was ist eurer Ansicht nach der Preis, um dem Bild der tollen, attraktiven Frau zu entsprechen?

Veeto: Wir müssen uns erst mal eingestehen, welche Mühe wir uns machen, um anziehend, jugendlich und sexy auszusehen: Fitnessstudio, Kosmetikerin, die hippe Garderobe, die Diäten, manch teurer Eingriff mit Spritzen und Skalpellen. Wir fühlen uns erst gut, wenn wir dem Idealbild möglichst nahekommen. Riesige Wirtschaftszweige leben davon, dass wir Frauen uns äußerlich nicht gut genug fühlen! Viele Frauen sind nicht mehr bereit, diesem Wahnsinn zu folgen und besinnen sich zunehmend auf sich selbst. Wir fragen uns, was sind eigentlich meine ureigenen weiblichen Qualitäten? Wenn wir unseren Wert daran messen, wie wir aussehen, dann ist der Preis, dass wir den Zugang zu uns selbst verlieren. Anstatt uns unzulänglich zu fühlen und anzustrengen, ist es Zeit zu fragen: „Was ist mir wirklich wichtig? Was nährt mich? Wie lebe ich meine weibliche Kreativität?“ Und das braucht eine Orientierung nach innen, einen Raum der Akzeptanz und des Erforschens …

Udgita: Hierzu fällt mir meine Mutter ein. Jetzt im Alter macht sie derart harsche Bemerkungen über ihren Körper, dass es weh tut. Ihr Selbstwert beruhte fast ganz auf ihrer Schönheit und ihrem Charme. Sie war dermaßen von männlicher Bestätigung abhängig, dass ich nie so werden wollte wie sie. Ich schnitt mich von meiner eigenen Weiblichkeit ab, versagte mir meine sinnliche, spielerische Seite und den Wunsch, mich auch mal anzulehnen. Solche Regungen erschienen mir würdelos. Oshos Meditationen und Gruppen waren da ein echter Segen für mich. Ich spiele nämlich gern und tiefe Entspannung, rezeptiv zu sein und Hingabe sind auch nicht zu verachten!

 

Was bedeutet denn Schönheit für euch?

Veeto: Ich bin immer perplex, wenn Frauen, die sehr attraktiv aussehen, sich hässlich und unattraktiv fühlen. Das ist das Dilemma, wenn wir die Verbindung zu uns selbst verloren haben. Ich finde jede Frau schön, wenn sie einfach in sich ruht und mit Qualitäten wie Entspannung, Mitgefühl, Herz, Authentizität und Weichheit verbunden ist. Wenn sich eine Frau aus diesem inneren Raum heraus schön macht, dann hat das eine ganz wunderbare Qualität; diese Frauen strahlen etwas Besonderes aus. Oft glauben wir nur, eine Frau zu sein und unsere Schönheit zu erfahren, wenn der richtige Partner das widerspiegelt. Hier beginnt die innere Arbeit, die wir mit dem Womens Liberation Prozess anbieten. Um unsere echte Schönheit zu leben, brauchen wir auch männliche Qualitäten wie Klarheit, Sich-Abgrenzen, Kraft, Entschiedenheit, usw. Sie geben uns das Vertrauen, uns öffnen zu können. So geben wir weder unsere männlichen noch weiblichen Qualitäten an unsere Partner ab und können ihnen auf Augenhöhe begegnen. Die Beziehung wird zur Bereicherung. Das erfordert allerdings einen großen Schritt in die eigene Autonomie. Dazu gehört der Mut, mit falschen Kompromissen aufzuhören, die wir aus Angst vor dem Alleinsein machen. Aus dieser Angst heraus lassen wir uns selbst schnell im Stich. Und natürlich macht es Angst, allein zu sein, wenn ich mich unvollständig fühle und mich selbst nicht kenne.

 

Und wie kann eine Frau eine erfüllte Beziehung leben?

Udgita: Um eine gute Beziehung zu leben, muss ich zunächst mal hier sein! Ich selbst muss in meinem Leben vorkommen und meinen Körper, meine Wahrnehmungen und Bedürfnisse achten. Viel zu schnell stellen wir uns auf die Erwartungen unserer Partner, Kinder, (virtuellen) Freunde und Kollegen ein. Nach dem Motto: Wenn ich nur genug gebe, kommt bei Gelegenheit etwas zurück. Das ist eine indirekte und unbefriedigende Weise, sich zu beziehen, die zu Groll und Manipulation führt. Um uns von solchen Angewohnheiten zu befreien, ist die Integration von Yin und Yang wichtig. Eine Beziehung ist lebendig und erfüllend, wenn beide Partner z. B. sowohl warm und verletzlich (Yin – weiblich) als auch klar und kraftvoll (Yang – männlich) sein können. Das ist heute ziemlich aus der Balance: Einerseits bietet unsere binäre Sozialisation den Mädchen immer noch wenig Unterstützung, ihrem natürlich empfundenen Ärger und anderen starken Impulsen nachzugehen und selbstverständlich Grenzen zu setzen, wenn ihnen etwas nicht zusagt, oder, wenn nötig, ihren Körper zum eigenen Schutz einzusetzen. Auf der anderen Seite verlangen wir aber von uns selbst in jeder Hinsicht „unseren Mann zu stehen“! Wir wollen stark und auf keinen Fall bedürftig sein. Doch so können wir uns verhärten und von unseren Gefühlen abschneiden. Bedürfnisse ehrlich zu zeigen verleiht aber jeder Form von Beziehung Echtheit und wirkliche Tiefe.

 

Veeto: Beziehungen sind ein großes Thema für uns Frauen. Bis zu einem bestimmten Alter tickt da auch die biologische Uhr. Im Kinder gebären und groß ziehen liegen ungeheure Kraft und Kreativität und natürlich braucht eine junge Mutter Unterstützung und Schutz … Was wir aber als Frauen in Beziehungen alles anstellen, um geliebt zu werden, ist oft schmerzhaft anzusehen. Ist das wirklich Liebe? Mir fällt auf, dass Frauen immer mehr zu Superfrauen mutieren. Sie haben eine „full-on“-Karriere plus Familie mit Kindern, Haushalt, Mann und persönlich wollen sie sich auch noch weiterentwickeln … Für eine Weile läuft das gut, dann aber setzt die Erschöpfung ein. Die Rückbesinnung auf sich selbst kommt meist erst nach einem Burnout. Hier setzen wir mit unserer Frauenarbeit an: „Was mache ich eigentlich? Wessen Erwartungen und Ideale versuche ich zu erfüllen? Tut mir das gut und tut es auch denen gut, die ich liebe?“ Es gehört eine gute Portion Ehrlichkeit dazu sich einzugestehen, dass sich etwas in der eigenen inneren Einstellung ändern muss.

 

Warum werden Frauen wie beispielsweise Michelle Obama, Malala Yousifazi, Greta Thunberg oder Amal Clooney so bewundert?

Veeto: Leider habe ich keine dieser Frauen persönlich getroffen. Sicher sind sie tolle Frauen. Käme ich ihnen näher, würde ich wohl auch ihre Schattenseiten kennenlernen. Wir projizieren gern unser „Superfrau“-Ideal auf diese Frauen. Persönlich bewundere ich meine Freundin, die sich trotz belasteter Kindheit und allen anderen Widrigkeiten ein erfülltes und reiches Leben geschaffen hat. Sie ist eine Heldin des ganz normalen Lebens.

Udgita: Frauen sind jahrhundertelang in dienender Funktion im Hintergrund oder unsichtbar gewesen. Für große Teile der Welt trifft das heute noch zu - das ist unser Erbe als Frauen. Berühmt oder nicht, wenn eine Frau sich zeigt, klar sagt, was sie denkt, und so ist wie sie ist, ist das elektrisierend!! Solche Frauen stehen für das, woran sie glauben und gehen dafür Risiken ein. Mut, Klarheit und Selbstverständlichkeit und Schönheit und Herz – das spricht uns wohl auch an, weil wir uns danach sehnen, all das zu leben, was in uns ist.

 

Das Womens Liberation Intensivseminar findet statt vom 27.06.2020 - 03.07.2020. Wer mehr darüber wissen möchte, kann Udgita und Veeto gern zu einem Vorgespräch treffen.

www.oshouta.de/de/angebot/womens-liberation

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