Die Geschenke des Lebens
Osho: Es hat viele Zenmeister gegeben, die sich beim Aufwachen morgens zuerst gefragt haben … z.B. hat sich Obaku jeden Morgen gefragt: „Obaku, bist du noch da?“ Und seine Schüler sagten dann immer: „Wenn Außenstehende dich hörten, würden sie dich für verrückt halten. Warum machst du das?“ Und dann erwiderte er immer: „Weil ich’s über Nacht vollkommen vergessen habe – ein stiller Geist ohne alle Träume oder Gedanken. Wenn ich aufwache, muss ich mich also wieder daran erinnern, dass Obaku noch da ist. Wen sonst sollte ich fragen? Das kann ich nur selber wissen: ,Obaku, bist du noch da?’“ Und er selbst sagte dann immer: „Ja, Herr.“
Man muss eine tiefe Ehrfurcht vor sich selbst haben. Es wäre gut, wenn du dich selbst dazu erziehen würdest. Statt also Gott beim Namen oder Rama oder Krishna anzurufen, wäre es eine viel bessere Disziplin, dich selbst beim Namen zu rufen und dich zu fragen: „Bist du noch da?“ Und lass es dir egal sein, ob jemand dich etwa hört. Und sage: „Ja.“
Und das gilt für euch alle: Wenn ihr nur so viel zuwege bringt, werdet ihr euch wundern, was für eine große Stille dann eintritt. Wenn ihr euch fragt: „Bist du noch da?“ und euch selbst mit einem „Ja“ antwortet, kommt eine große Stille über euch. Und das ist auch eine Erinnerung an euer eigenes Dasein, sowie eine Andacht, ein Danksagen, dass euch wieder ein Tag beschert worden ist, dass die Sonne wieder einmal aufgehen wird, dass ihr noch einmal, zumindest für einen Tag, die Rosen blühen sehen dürft.
Ein Mensch, der nicht denkt, ein Mensch, der meditiert, ist für jeden Augenblick, den das Leben ihm schenkt, überaus dankbar. Es geschieht ohne Grund – du verdienst es nicht, niemand verdient es. Es ist ein reines Geschenk des Lebens. Du kannst nicht um Verlängerung deines Lebens bitten, nicht einmal um einen einzigen Augenblick. Du kannst nicht sagen: „Ich bin es wert, also lass mich noch ein paar Jahre mehr haben; ich hab’s verdient!“
Niemand hat’s verdient. Aber aus seiner Fülle heraus überschüttet das Leben euch ständig.