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Diskurse

Bin ich ok?

Von Osho

Frage: "Bin ich ok?"

Das ist ausgeschlossen – auf keinen Fall! Sonst hättest du diese Frage nicht stellen können. Schon die Frage verrät, dass irgendwo irgendwas nicht stimmt. Warum sonst würdest du sie stellen? Okay zu sein ist ein solches Hochgefühl, dass man weiß, ob es da ist. Wenn du Kopfweh hast, fragst du ja auch nicht andere: „Hab ich Kopfweh?“ Und wenn doch, würden sie dich auslachen und sagen: „Hast du sie nicht mehr alle?“ Wenn es so ist, ist es halt so, und du weißt es! Wenn nicht, dann halt nicht, und du weißt es.

Okay zu sein ist ein inneres Wohlbefinden. Dann fühlst du dich großartig, fantastisch und dies Gefühl breitet sich immer mehr aus – Welle auf Welle. Alles scheint leicht zu sein, alles scheint schwerelos zu sein. Du gehst nicht – du rennst. Du rennst nicht– du tanzt. Du fühlst dich als existiere keine Schwerkraft, du fängst an zu fliegen. Du hebst in eine unbekannte Glückseligkeit ab. Du treibst zusehends, ausgesprochen friedlich, auf die Küste des Unbekannten zu. Und alles scheint schön zu sein, ein Segen – du bist gesegnet und du kannst andere segnen.

Wenn es  da ist, brauchst du nicht zu fragen. Wenn es da ist, braucht dir das niemand zu bescheinigen. Du weißt es! Es liegt auf der Hand. Und wenn es nicht einmal auf der Hand liegt, dass du okay bist, dann kann nichts auf der Hand liegen.

Mulla Nasrudin und seine Frau sitzen in einem Ruderboot. Seine Frau bibbert, während Nasrudin angelt: „Sag mir noch mal“, presst sie zwischen blauen Lippen hervor, „was uns hier solchen Spaß macht – ich kann’s mir nicht merken.“

Wenn Glückseligkeit da ist, das niemand vergessen.

Ein Mann kauft ein gebrauchtes Auto. Nach einer Woche taucht er wieder dort auf, wo er es gekauft hat und bittet den Verkäufer: „Preisen Sie mir diese Kiste bitte noch einmal an.“

Der fragt: „Warum?“

Er darauf: „Ich bin so vergesslich. Sie haben diese Karre über den grünen Klee gelobt, und mir macht sie nur Probleme. Wiederholen Sie bitte, um mich aufzumuntern, was Sie damals sagten! Ich brauch einfach nur etwas Ermutigung.“

Warum fragst du: „Bin ich okay?“ Brauchst du etwas Ermunterung? Dank dran: Ich verkaufe keine Gebrauchtwagen. Und ich werde dir keinen Mut zusprechen.  Wenn du unglücklich bist – dann ist dies mein Rat: Sei unglücklich – du brauchst nicht okay zu sein.  Sei unglücklich. Geh rein in diese Hölle, bis hinunter auf ihren Felsengrund. Lass sie da sein! Hör auf ihre Botschaft – in diesem Unglück muss eine bestimmte Botschaft stecken, denn alles, was Gott schickt, enthält eine Botschaft. Die darfst du nicht unter den Teppich kehren wollen.

Unglücklich? – dann sei unglücklich. Sei wahrhaft unglücklich – lass dich ganz auf diese Hölle ein. Und wenn du kannst, geh ohne Abwehr deinerseits, ohne sie zu bekämpfen. Wenn du dich einfach nur entspannen und es geschehen lassen kannst, wirst du einen ungeheuren Gewinn einbringen. Du wirst sehen: Es ist Unglück da, aber du bist nicht unglücklich – denn du bist der Zeuge davon, der es beobachtet. Es ist da! Es ist zweifellos da, ist aber wie eine Wolke, die dich einhüllt – du bist nicht die Wolke. Und sobald du das erkennst, hast du es transzendiert. Dann steigt in dir eine völlig andere Art auf, okay zu sein: Die ist spirituell und kann dir nicht wieder weggenommen werden.

Doch wer taucht schon gern tief in sein Unglück ein?

Dies ist für mich echte Wahrheitssuche: sich auf sein Unglück einzulassen. Meidet es nicht, lauft nicht weg. Die Leute untersuchen ihre Stimmungen nicht; sie wollen sich lieber betrügen. Am liebsten würden sie für immer und ewig weiterlächeln. Aber soll ich euch was sagen? Selbst im Himmel singen die Engel nicht immerzu. Sie haben ihre Momente, da sie weinen und schluchzen. Und das könnt ihr mir glauben – ich bin ein Augenzeuge. Aber an Tränen ist nichts verkehrt. Tränen können wunderschön sein – falls ihr sie zulasst.

Lass dich zutiefst auf dein Unglück ein; es wird dir vielerlei offenbaren.

Ich habe gehört:

Auf einer staubigen Straße treibt ein Bauer sein Pferd mühsam vorwärts. Als er einen Mann am Straßenrand sitzen sieht, hält er an und ruft: „Wie lange geht’s denn noch bergauf?“

„Du bist auf keinem Berg“, ruft der Fremde zurück. „Deine Hinterräder sind ab.“

Doch die Leute sehen nicht tief in ihr Inneres. Sie bilden sich ein, bergauf zu fahren – dabei sind ihre Hinterräder weg. Da kann man freilich auf einer ebenen Straße, auf einer Autobahn fahren und das Gefühl haben, auf einem Berg zu sein, immerzu aufwärts, was beschwerlich ist und immer beschwerlicher wird. Und ohne Räder wird es immer mühselig sein – auf einer holprigen Straße.

Frag nicht, ob du okay bist oder nicht. Schon die Frage verrät, dass du es nicht bist. Aber die Leute sind solche Fragensteller… sie fragen ständig nach allem. Vielleicht bist du ja okay, aber du kannst es nicht lassen zu fragen; auch das ist möglich.

Mulla Nasrudin fährt auf Anraten seines Psychotherapeuten ins Gebirge und telegrafiert ihm nach einer Woche zurück: „Ich bin so glücklich – warum?“

Jetzt kannst du dich noch nicht einmal wohlfühlen ohne zu fragen … jetzt muss es analysiert werden: Warum?

Die Mutter sucht ihren Analytiker auf und fragt: „Verraten Sie mir … ich habe eine Tochter im College – sie nimmt keine Drogen, sie ist nicht schwanger, sie trinkt nicht. Sie ist die Klassenbeste und schreibt uns jeden Tag – verraten Sie mir: Was haben wir richtig gemacht?“

Was haben wir richtig gemacht? Jetzt wird das zum Problem. Wir haben uns dermaßen tief angewöhnt zu fragen, dass ihr sogar dann Fragen stellt, wenn es überhaupt nichts zu fragen gibt. Ihr erlaubt euch einfach nicht ohne Fragen zu sein. Lasst es gewähren! Denn nur dann wird sich die Antwort von selber einstellen – wenn nicht gefragt wird.

Hört auf, ständig zu fragen und zu fragen und zu fragen. Das bringt nichts. Ich antworte euch nur, damit ihr lernt, nicht mehr zu fragen. Ich antworte euch nicht, damit ihr zu Alleswissern werdet. Ich antworte euch nur, um euch zu helfen, eines Tages mit dem Fragen aufzuhören. Und noch am selben Tag wird sich das Tor einer großen Offenbarung eurem Innersten öffnen.

Wenn es keine Frage mehr gibt, steigt die Antwort aus euren innersten Tiefen auf. Wenn ihr das Fragen einfach nicht lassen könnt, wird die Antwort nie aufsteigen – denn ihr gebt ihr nicht den Raum aufzusteigen.

 

Aus: The Discipline of Transcendence, Vol. 3, # 4

 

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