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Über die Dynamische Meditation - Teil 1

"Was für Prozesse sie im Körper auslöst – und wie gut sie tut" von Anando Würzburger

 

Wie „mache“ ich’s richtig?

 

Der Gedanke an Meditation weckt gewöhnlich Bilder von sitzenden und still meditierenden Mönchen. Auf den ersten Blick scheint die Dynamische Meditation genau das Gegenteil zu sein, voller Bewegung, ja sogar mit einer Gelegenheit zu emotionalem Ausdruck. Und sie klingt alles andere als friedlich. Da die Dynamische Meditation heute zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird, auch schon in psychosomatischen Kliniken wie z.B. in Grönbach und Bad Kissingen (wo sogar eine Mannschaft der deutschen Polizei die Vorteile der Dynamischen Meditation für sich entdeckt hat!), ist es hilfreich zu verstehen, was genau an ihr förderlich ist und welcher Umgang mit der Dynamischen Meditation traumatisieren könnte.

 

Als erstes gilt es zu verstehen, dass Osho die Dynamische Meditation zu dem Zweck entwickelt wurde, dem modernen Menschen eine Möglichkeit zu verschaffen, die Stille zu entdecken.

 

In Oshos Augen steckt der moderne Mensch voller Verdrängungen, während die Menschen zu Buddhas Zeiten natürlicher und mehr im Einklang mit ihrem menschlichen Wesen lebten und somit von vornherein viel entspannter waren. Ihnen fiel es daher leicht, sich einfach nur hinzusetzen, ihr Inneres zu beobachten, zu meditieren und still zu sein. Wenn wir uns dagegen hinsetzen, stoßen wir zuerst auf unseren Verstand  – lärmender denn je! Und wir spüren all die Verspannung eines Körpers voller unterdrückter Energien und Gefühle.

 

Die Dynamische Meditation ist, mit Oshos Worten, eine kathartische Meditation.

 

Und hier  lauert bereits die erste Möglichkeit, diese Meditation misszuverstehen und sie falsch auszuüben. Wenn wir „Katharsis“ hören, denken wir an emotionalen Ausdruck, wie wir ihn von der bioenergetischen Therapie oder ähnlichen Therapieformen her kennen, die mit Gefühlsausdruck arbeiten. Dieses Bild oder Ziel ist ein Produkt der logisch denkenden und berechnenden rechten Seite des Neo-Cortex. Da in der linken Hälfte des Gehirns der für Vergangenheit und Zukunft zuständige Teil sitzt, neigen wir dazu, alles schon einmal Erfahrene zu wiederholen – was wiederum diese Erfahrung verstärkt.
Wenn wir also mit unseren therapeutischen Vorstellungen an die Dynamische herangehen, ist es leicht auf Abwege zu geraten und das, was uns heilen könnte, verhindern.
Wir müssen der Intelligenz des Körpers folgen. Dies heißt, dass wir auf ihn hören und die Bewegung von selbst kommen lassen müssen. Der Vorgang, der den Körper zu heilen und reinigen vermag, kann nur stattfinden, wenn wir es zutiefst  verstehen, den Bewegungen zu folgen, die aus dem Innersten unseres Körpers aufsteigen. Das ist eine Verlagerung – weg vom Tun und Bewegen, das die linke Seite des Neo-Cortex verursacht, die da sagt: „Nur zu und hol’s dir!“ (und die in jeder einzelnen Phase der Dynamischen ihre Entsprechung hat), hin zur Einfühlung in den Körper und dem Folgen seiner Bewegungsimpulse. Auf die Art und Weise kann unser System lernen, die selbstregulierenden Heilkapazitäten unseres eigenen Körpers zu ertasten und zu befolgen, statt ihm unsere Vorstellungen und Leitbildern aufzuzwingen.  

 

Der Körper vermag sich selber zu heilen

 

Traumatische Nachwirkungen sind meist die Folge unabgeschlossener Prozesse; was für den Körper bedeutet, dass er in seiner Schockreaktion auf ein bestimmtes Ereignis steckengeblieben ist, dem sein Nervensystem zur Zeit dieser Erfahrung nicht gewachsen war. Aufgrund dieses „Einfrierens“ hat das Nervensystem eine enorme Aktivierung bewahrt. Indem wir lernen, den Bewegungen des Körpers zu folgen, gestatten wir diesem, seine instinkthaften Reaktionen, die der Körper gern ausgeführt hätte, zu Ende zu führen. Peter Levine nenn dies „das biologische Zuendebringen.“ Beim Vorfall selber konnten wir dem Körper aus irgendeinem Grund nicht gestatten, dies selber zu tun und damit sein aufgeladenes Nervensystem zu entspannen. (Mehr hierzu s. Peter Levine: „Traumabehandlung“).

In der zurückliegenden Situation mag es unsere Erziehung gewesen sein, die uns nicht gestattete, „unkultiviert“ zu handeln, oder andere Begleitumstände, die den Körper aus irgendwelchen Gründen daran hinderten, seine Reaktionen vollständig auszuleben und zu seinem natürlichen Zustand der Entspannung zurückzukehren.

 

Biologische Vollständigkeit basiert auf der innewohnenden Intelligenz des Körpers, sich selbst zu regeln und zu heilen.

 

Der Neo-Cortex – oder das „Gesellschafts-Ich“, wie Bas Kast es nennt, mitsamt seinen Vorschriften, wie man zu sein habe und seinen Idealen und seiner Moral – gestattet dieser natürlichen Intelligenz nicht, richtig zu funkitionieren. Was daran liegt, dass das Gesellschafts-Ich sich nicht an den Bedürfnissen des Körpers orientiert, sondern an den Normen dessen, was sich in der Gesellschaft „gehört“ – und in der Gruppe, in dere wir aufwuchsen. Daneben gibt es auch noch das, was Bas Kast das „Erfahrungs-Ich“ nennt, welches auf dem beruht, was wir unser „Bauchgefühl“ nennen. Auf Japanisch heißt Bauch „Hara“, und darunter versteht man dort „die Quelle des Lebens“, also die Wurzel unserer Lebensenergie im Bauch. Jüngste Forschungen haben ein „zweites Gehirn“ im Bauch entdeckt, welches dem Stammhirn oder Reptilgehirn angehört, dem ältesten Teil des Gehirns¬¬. All diese machen den ältesten Teil des menschlichen Gehirns aus und sind die Wurzel unserer instinkthaften und selbstregulativen Reaktionen.

 

Wenn wir uns mit dem zweiten Gehirn bzw. dem Hara in Verbindung setzen, können wir leichter herausfinden, was wir brauchen und was gut für uns ist.

 

Oder anders gesagt: Im Bauch wissen wir, was wir wollen und brauchen und haben wir den Antrieb und die Kraft, es uns zu verschaffen. Dieses Zentrum wird auf vielfache Weise durch die Dynamische Meditation aktiviert, wenn wir ihr gebührend Beachtung schenken. Die Berührung mit der Lebensquelle holt Heilkraft von unten nach oben und bringt; und wer auf diese Weise wieder mit seinen natürlichen Gefühlen von sich selbst in Kontakt kommt, der kann viele Verwirrungen des Verstandes aufklären.

 

Hör genau hin

 

Wenn wir uns die Erklärungen einer Meditation anhören, neigen wir dazu, sie mit Hilfe der linken Hälfte des Neo-Cortex zu hören, unserer logischen, zielgerichteten Seite, und versuchen dann, das Gehörte auf den Körper zu übertragen. Das zeigt sich dann im Verlauf jeder einzelnen Phase, die wir entsprechend den Bildern ausführen, die wir uns vorweg im Verstand von ihnen gemacht haben. Somit ist es wichtig, sich diese Verstandesgewohnheit bewusst zu machen und ein breiteres Verständis der Erklärungen zu entwickeln, damit sich die Heilkapazität, die in den selbstregulativen Bewegungen liegt, entfalten kann – also die Bereiniung aus der inneren Körperintelligenz heraus. Was das für die Dynamische Meditation heißt, werde ich anhand ihrer einzelnen Phasen aufzeigen, deren Prinzipien erklären und hinweisen, worauf es zu achten gilt.

 

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