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Diskurse

Was ist Meditation?

von Osho

Frage an Osho: Was ist Meditation?

Osho: Höre ich recht? Dazu fällt mir eine Geschichte ein …

Ein Cricketfan sitzt mit seiner Freundin bei Vollmond am Strand – alles war still und sie saßen nur am Stand und alles war wunderbar. Sie hielten Händchen und umarmten einander. Und der Cricketfan redete drei Stunden lang nur von Cricket. Plötzlich fällt ihm ein, dass er das Mädchen langweilen könnte. Drei Stunden lang ist zu viel! Also sagt er: „Entschuldige bitte, ich rede pausenlos von meinem Hobby. Ich bin ein Fan, ich bin ganz verrückt auf Cricket. Hab ich dich etwa zu Tode gelangweilt?” Das Mädchen darauf: „Überhaupt nicht. Aber kannst du mir bitte verraten, was Cricket ist?”

Und jetzt fragst du mich: „Was ist Meditation?” Dabei habe ich mein ganzes Leben lang über nichts anderes gesprochen! Trotzdem versteh ich, woher die Frage kommt. Du hörst zu, aber du begreifst es nicht. Du verstehst zwar intellektuell, was Meditation ist, aber es bleibt trotzdem unfassbar. Du kommst nicht dahinter. Und du kannst auch gar nicht dahinter kommen!

Nicht etwa, weil mit dir etwas nicht stimmt. Du kannst Meditation gar nicht packen, sondern du musst zulassen, dass sie geschieht, damit sie dich packen kann. Meditation ist nicht etwas, das du tun musst, sondern etwas, das du abwarten musst! Sie ist etwas, das kommt, und zwar von selber kommt. Sie ist wie eine Brise. Du kannst sie also weder an dich reißen, noch nach Belieben mit ihr umspringen oder sie herumkommandieren. Du kannst etwas Wertvollem nichts befehlen. Befehle sind Befehle.

Gott lässt sich nicht befehlen. Ebenso wenig auch Meditation, Satori, Samadhi, Erleuchtung, Nirvana, das Göttliche – sie lassen sich nicht befehlen. Schon der Gedanke daran ist albern. Man kann nicht befehlen, sondern nur empfangen. Empfangen kannst du natürlich. Du kannst einladen, du kannst geduldig warten.

Wann immer du also glücklich bist, wann immer du dich freust, wann immer du dich harmonisch, in Einklang fühlst, dann setz dich still hin und warte still ab. Warte auf sie. Wart einfach nur! Nichts braucht weiter zu geschehen.

Meditation braucht nicht getan zu werden. Warte einfach nur. Entspann dich und warte. Leg dich hin oder setz dich oder steh auf – was immer du magst. Und wart ab. Warte und spitz die Ohren, und bald wirst du das Geflüster, die leisen Tritte von etwas hören, das näherkommt. Bald wirst du sehen, wie etwas dein Herz, dein Sein betritt. Es ist zwar unsichtbar, aber es ist da. Du kannst es fühlen. Es ist wie ein Duft, der dir in die Nase steigt. Es ist wie Licht. Lass das Fenster auf. Mehr brauchst du nicht zu tun: Lass einfach nur dein Fenster auf, sodass, wenn das Licht aufgeht und die Wolken vertreibt und die Sonne hoch steht, ihre Strahlen hereinscheinen können.

Was Meditation angeht, kannst du nur indirekt handeln: die Tür offenhalten, die Augen offenhalten, die Ohren spitzen – und sie kommt. Auf jeden Fall kommt sie. Sie breitet sich augenblicklich in dir aus. Sie ist ein Segen. Du kannst sie weder hereinholen noch manipulieren. Eine manipulierte Meditation ist für die Katz. Aber so halten es die meisten. Der eine schwört auf TM, der andere auf etwas anderes – sie wollen es in der Hand behalten.

Wenn ihr hier dagegen die Dynamische Meditation oder die Kundalini oder die Nadabrahma macht, sind das noch gar keine Meditationen, sondern sie stimmen euch lediglich ein. Wenn man zuschaut, erinnern sie daran, wie indische Musiker sich aufeinander einstimmen. Die stimmen zunächst ihre Instrumente – eine halbe Stunde lang oder manchmal auch länger. Sie drehen an den Wirbeln, spannen oder lockern die Saiten, und der Trommler prüft ständig seine Trommel… ist sie gestimmt oder nicht. Eine halbe Stunde nehmen sie sich Zeit dafür! Dies ist noch nicht das Konzert – dies ist nur die Vorbereitung!

Die Kundalini ist nicht wirklich Meditation, sondern nur eine Vorbereitung: Ihr stimmt euer Instrument. Wenn ihr fertig seid, steht ihr nur still da. Dann beginnt die Meditation. Dann seid ihr absolut da. Mithilfe von Springen und Tanzen und Atmen und Brüllen habt ihr euch aufgeweckt – das alles sind nur Kniffe, um euch etwas wacher zu machen als ihr gewöhnlich seid. Sobald ihr hellwach seid, beginnt das Warten.

Warten ist Meditation – warten mit äußerster Aufmerksamkeit. Und dann kommt sie, steigt sie zu dir herab, hüllt dich ein … sie umspielt dich, tanzt um dich herum, reinigt dich, läutert dich, sie transformiert dich.

Aus: I Say Unto You, Vol 2, # 8

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